Lebendige Politik!

«Politik ist ein ödes Geschäft alter, grauhaariger Herren irgendwo in Bern, das mit meinem Leben nicht sonderlich viel zu tun hat – und wenn doch, dann hab ich sowieso nichts zu sagen.» So oder ähnlich stellt man sich das typische Statement von jungen Erwachsenen vor, wenn sie zur Politik befragt werden. Ein aussergewöhnlicher Zusammenschluss aller Jungparteien im Kanton Zürich kämpft dagegen an.

In der Organisation Young-ZH (www.young-zh.ch) organisieren sich sämtliche Jungparteien, die es im Kanton Zürich gibt (JCVP, *jevp, JSVP, junge grüne, jungfreisinnige, JUSO), und bieten Schulen Podiumsdiskussionen mit den verschiedenen Parteien an. Young-zh existierte bereits einmal in den 90er-Jahren und wurde auf die Nationalratswahlen 2007 hin reaktiviert. In den Wochen vor den Kantonsratswahlen finden nun im ganzen Kanton mehr als zwanzig solcher Podien statt.

 

So auch am vergangenen Freitag an der Kantonsschule Hohe Promenade: Die Aula war beinahe bis auf den letzten Platz gefüllt, als Moderator und Geschichtslehrer Peter Neumann die auf dem Podium sitzenden Jungpolitiker und die eine Jungpolitikerin zu ihrer Motivation für die Politik befragte. Nach dieser Aufwärmrunde konnten die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen, und die Diskussion gewann weiter an Fahrt: Weshalb wollen die Bürgerlichen die Studiengebühren erhöhen? Wie kann man sicherstellen, dass auch Kinder aus ärmeren Familien ans Gymi können? Alle Parteien sprechen von der Umwelt, aber was wird wirklich getan gegen den Klimawandel? Wieso erhält jemand, der mich auf der Strasse brutal zusammengeschlagen hat, nur eine bedingte Strafe?

 

Die Schülerinnen und Schüler der Hopro machten es uns keineswegs einfach, knapp zwei Stunden lang wurde engagiert debattiert. Fragen und Diskussionsstoff wäre wohl für mindestens nochmals so lange vorhanden gewesen.
Das sind Erlebnisse, die das angebliche politische Desinteresse der Jugend widerlegen und gleichzeitig dazu beitragen können, dass es zu Politikverdrossenheit gar nicht erst kommt. Die Rückmeldungen sind jedenfalls durchs Band genial und so manche sind wohl schon nach Hause gegangen und dachten, hey, Politik betrifft mich ganz konkret – und ich kann mitbestimmen!

 

Ich freue mich auf jeden Fall auf die noch kommenden Podien. Wer übrigens vermutet, diese Veranstaltungen gebe es nur an Gymis, der irrt – demnächst werde ich an einer Diskussion an der Allgemeinen Berufsschule Zürich bei einer Kochklasse teilnehmen. Aus Erfahrung weiss ich: Die Diskussion dort wird keinesfalls einfacher, aber mindestens ebenso engagiert und lebendig werden.